Die Deutsche Kriegsmarine von 1942-1945

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Die Deutsche Kriegsmarine von 1942-1945 (Das III Reich Sondersheft 05)

Publisher: John Jahr Verlag 1974 76 Pages

PDF 80 MB

Seemacht ent­schied den Aus­gang beider Welt­kriege. Wer die See beherrscht, kann größte Mengen von Menschen und Ma­terial über weiteste Strecken beför­dern (Kraftaufwand 1:5:50 für Wasser:Land : Luft). Die Offensive gegen Ruß­land 1941 blieb nach 1000 km Landweg in einer Nachschubkrise stecken, die Amerikaner dagegen überwanden im Pazifik 18 000 km bis Tokio. Die deutsche Führung dachte in bei­den Kriegen kontinental. Hitler ris­kierte den Konflikt ohne ausreichende Flotte, er fand eine gemeinschaftliche Strategie weder mit Italien noch mit Japan. Er wie das OKW erkannten im Sommer 1940 nicht die Wichtigkeit des Angriffs von Marine und Luftwaffe auf den britischen Nachschub und der Si­cherung des Mittelmeeres. Dort blieb zäh die englische Marine bis zu den Landungen der Anglo-Amerikaner in Nordafrika Ende 1942, welche die Ba­sis schufen, um Italien schnell nieder­zuwerfen. 1943 wurde auch die einzige Waffe stumpf, die noch Erfolg bringen konnte, der U-Bootkrieg brach zu­sammen. Waren anfangs nicht genug Boote gebaut worden, so waren die verwendeten Typen jetzt technisch überholt. Nicht die von den Englän­dern stark eingesetzte Minenwaffe brachte die Wende. Bis zum Juni 1944 erhielt in der Biskaya über3600mal ein ein- oder auslaufendes U-Boot Minen­sicherung. Nur eins sank nach Minen­treffer, eins wurde beschädigt. Verbes­sertes Radar machte den Nachtangriff über Wasser im Rudel unmöglich. Den unter Wasser gedrückten Booten wurde die Verfolgung mit verbesserten Horchgeräten tödlich, da sie zu lang­sam waren.

Als die Alliierten im Juni 1944 ganze Armeen in der Normandie landeten, konnte die Marine nicht mehr wir­kungsvoll eingreifen. In falscher Beur­teilung der Lage hatte sie die An­marschwege nicht vermint, obgleich Feldmarschall Rommel es gefordert hatte. Kleinkampfmittel waren ein Not­behelf, der den Gegner nicht ernstlich behinderte. Der Überfall auf Granville von den Kanalinseln aus im März 1945 war die letzte Unternehmung in fran­zösischen Gewässern. Weiter östlich unterstützten Sicherungsstreitkräfte den Rückzug des Heeres; Schnell­boote und Kleinkampfmittel versuch­ten den gegnerischen Schiffsverkehr zu stören. Die Masse der noch vorhan­denen Überwasserkräfte stand aber in hartem Einsatz in der Ostsee. Die Seeherrschaft in der Ostsee war für

Deutschland immer lebenswichtig. Das war so selbstverständlich, daß es als logische Begründung des Flotten­baus kaum je erwähnt wurde. Die Ska-gerrakschlacht besiegelte 1916 das Schicksal Rußlands, weil, sie zeigte, daß die englische Flotte den Einbruch in die Ostsee nicht wagen konnte. Ruß­land blieb von der Seezufuhr abge­schnitten, Mangel an Kriegsmaterial führte zu schwersten Verlusten, die Städter hungerten im Winter 1916/17, Revolution war die weltgeschichtliche Folge. Im Zweiten Weltkrieg sicherte uns die Herrschaft über die Ostsee die Erzzufuhr aus Schweden, den Trans­port von Getreide und Kohle, die Un­terstützung der Operationen des Hee­res, auch wenn es in kontinentalem Denken den Seeweg 1941 für den An­griff nicht ausnutzte. In der letzten Phase des Krieges gelang es der Mari­ne, rund zwei Millionen Menschen aus den abgeschnittenen Ostgebieten zu­rückzubringen. Nicht nur hier lösten die Besatzungen ihre schweren Auf­gaben bis zum letzten Tag in vorbildli­cher Haltung. Aus den Fehlern in der Menschenbehandlung im Ersten Welt­krieg hatte die Marine viel gelernt. Man sprach nicht von innerer Führung, aber man hatte sie und behielt sie, von Ideo­logie unbeeinflußt. Die Grundlage war die Fürsorge für jeden einzelnen Men­schen, die gegenseitiges Vertrauen und gute Zusammenarbeit schuf. Wie die Reichsmarine aus dem Ersten Weltkrieg, so hat die Bundesmarine aus dem Zweiten Weltkrieg gelernt. Mitten in einer Zone starker politischer Spannungen kann die Bundesrepublik allein in geordneter Freiheit nicht überleben. Sie hat sich deshalb dem Bündnis um den Nordatlantik ange­schlossen, das bewußt den Namen die­ses Meeres trägt, denn alle Teilnehmer sind von der Zufuhr über See abhän­gig. Die Sowjetunion verstärkt laufend ihre Seerüstung, sie strebt Parität mit der US-Marine an. Das Heraufkommen einer neuen Seemacht ist immer ein Politikum ersten Ranges. Für die NATO bedeutet es erhöhte Anstrengungen. Dabei entlastet die Bundesmarine die für den Atlantik Verantwortlichen, in­dem sie unseren Teil der Nordsee si­chert und zur Verteidigung der däni­schen Meerengen beiträgt. Hierfür ist sie gebaut und ausgebildet, dazu ar­beitet sie eng mit den Verbündeten zu­sammen, im Gedenken an die Männer unserer früheren Marinen für die Zu­kunft der freien Völker um den Nordat­lantik.

Friedrich Rüge Vizeadmiral a. D.

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