Pioniere Waffen SS Die Deutsche Pioniertruppe von 1939-1945

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Pioniere Waffen SS Die Deutsche Pioniertruppe von 1939-1945 (Das III Reich Sondersheft 09)

Publisher: John Jahr Verlag 1974 76 Pages

PDF 88 MB

Der deutsche Pio­nier des Zweiten Weltkrieges war der Sturmpionier. Bis die Soldaten mit dem „schwarzen Kragen" aber zu die­sem Ehrennamen kamen, mußten eini­ge Jahrhunderte Kriegsgeschichte geschrieben werden. Bis zum Ersten Weltkrieg standen die Pioniere immer im Schatten der klassi­schen Waffengattungen Kavallerie, Infan­terie, Artillerie. Pioniere waren Hilfstrup­pen. Die ersten Soldaten, die die Bewe­gung der eigenen Truppe förderten und die Bewegung des Feindes hemmten, trugen andere Namen. Es waren die Schanzgräber, die Mineure, die Sappeure und die Pontoniere.

Aber diese dienende Waffengattung, ausgerüstet mit Schaufel, Hacke, Spaten und Ruder, machte sich neben der Artille­rie im Laufe des vergangenen Jahrhun­derts die sich immer mehr entwickelnde Technik zu eigen. Fast alle sich aus der Technisierung einer modernen Armee entwickelnden neuen Waffengattungen fanden ihre erste Heimat in den Pionier­einheiten: die Fernmeldetruppe, die Flie­gertruppe, die Kraftfahrertruppe, aus der sich später die Panzertruppe entwickelte. Und wer weiß, daß der Erfinder des ersten „Unterseebootes", des Brandtauchers, ein bayerischer Ingenieuroffizier war? Die Pioniere selbst entwickelten in ihrer eigenen Waffengattung die Handgranate, die Minen, die Minenwerfer und den Flam­menwerfer und verwendeten sie als erste im Kampf.

So wurden die Pioniere auch Wegbereiter in der Fortentwicklung der Technik für Kampfzwecke. Die Pioniere waren gera­dezu eine Lehrtruppe für das gesamte Heer. Trotz aller Verdienste um die Ent­wicklung moderner Angriffs- und Verteidi­gungswaffen blieben die Pioniere eine dienende Waffengattung, eine Kampfun­terstützungstruppe. Von ihr meldete die Kriegsgeschichte keine spektakulären Einsätze in geschlossenen Verbänden. Wenn einem Armeekorps ein bedeutsa­mer Flußübergang im Angriff gelungen ist, wird kaum jemals das Pionierbataillon, das den Uferwechsel mit seinen Sturmbootfah­rern und Fährenbesatzungen als erste am Feind ermöglichte, genannt. Erst der Erste Weltkrieg rückte den Na­men „Pionier" mehr in das Blickfeld seiner Mitkämpfer. Im mörderischen Stellungs­krieg an der Westfront, als der Pionier als Einzelkämpfer und im Pionierstoßtrupp der Infanterie oft den Einbruch in die feindliche Stellung ermöglichte, wuchs das Ansehen der Pioniertruppe. Hier wurden die Namen Kampfpioniere und Sturmpioniere geprägt. Das ureigenste Feld des Sturmpioniers war neben dem Stoßtrupp aber der unter­irdische Minenkampf im Stollen.

Die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges bildeten die Grundlagen für die Ausbil­dung der Pioniere vor dem Zweiten Welt­krieg. Diese gründliche taktisch-techni­sche Ausbildung zum Sturmpionier schuf die Voraussetzung für den Einsatz in den Kämpfen von 1939-1945. Für die Erfolge der Pioniere im letzten Krieg war aber besonders ausschlaggebend die „Erzie­hung zum Pionier",das heißtzum Kämpfer. Heerespioniere und Divisionspioniere, vor allem die Panzer-Pionier-Bataillone konnten fast immer für die Sturmpionier­aufgaben eingesetzt werden. Wohl be­zeichnete man die Pioniere als Sturm­pioniere, die in Einheiten und Bataillonen Dienst taten, die fast immer am Feind oder für Spezialeinsätze eingesetzt wa­ren. Man würde aber den Pionieren nicht gerecht werden, die bei den vielen ande­ren Spezialpionierarbeiten standen und doch oftmals als Sturmpioniere besonde­rer Art eingesetzt werden mußten. Es gab ein Brückenbaubataillon, das durch einen Feindeinbruch aus seinem Auftrag, eine schwere Behelfsbrücke zu bauen, herausgerissen wurde. Sein Kommandeur entschloß sich zum Gegenstoß, und mit einem Male waren die Baupioniere zu Sturmpionieren geworden. Der Einbruch wurde bereinigt. Der Lohn für das Bau­bataillon war das Ritterkreuz des Kom­mandeurs. Der General der Landungs­pioniere trug das Ritterkreuz für die her­vorragenden Einsätze seiner Einheiten bei Angriffsunternehmen gegen Inseln, über Meerengen und bei der Rückführung von Großverbänden über die Straße von Kertsch und aus Ostpreußen. Der Sturmpionier mußte seine Einsatzbe­reitschaft nicht nur im Angriff beweisen. Die deutschen Pioniere in Stalingrad, die ihren Auftrag als Sturmpioniere began­nen, mußten leider bald erkennen, daß ihr Auftrag im aussichtslosen Verteidigen und Ausharren endete. Sie bleiben in un­serem Gedächtnis aber Sturmpioniere. Auch der Pionier, der als letzter, als ein­samer Kämpfer, den Glühzündapparat bediente, um dem Gegner nicht eine wichtige Brücke zu überlassen, war ein Sturmpionier. Und die Pioniere, die in Ost­preußen in den Wäldern am Königsberger Seekanal eingeschlossen waren und den nachdrängenden Feindpanzern stand­hielten, obwohl der rettende Hafen von Pillau zum Greifen nahe lag, waren Sturmpioniere. Sie kämpften, bis die letzten Flüchtlinge, alte Männer, Frauen und Kinder von den Booten der Landungs­pioniere gerettet waren. Dann erst gingen die Sturmpioniere einer Sturmpionierbri­gade in die Gefangenschaft. Diese gei­stige Haltung schuf den Sturmpionier schlechthin. Deswegen kann der Name Sturmpionier der Ehrenname für alle Pioniere der Wehrmacht von 1939-1945 sein.

Karl Herzog Gen.Major d. BWa. D.

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