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Die Deutsche Luftwaffe 1941-1945 (Das III Reich Sondersheft 03)
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Publisher: John Jahr Verlag 1974 80 Pages
PDF 84 MB
Die Luftwaffe war genau 4 lh Jahre alt, als ihre Bewährungsprobe - besser gesagt: ihre restlose Überforderung - mit dem Zweiten Weltkrieg begann. In dieser kurzen Aufbauzeit war die damals stärkste Fliegertruppe der Welt als selbständiger Wehrmachtsteil geschaffen worden. Zweifellos war das eine beachtliche Leistung, denn alles mußte von Grund auf neu aufgebaut werden: die Luftrüstungs-Industrie, die Infrastruktur, die Ausbildungsstätten, die Verbände.
Der Rüstungsvorsprung, den Deutschland 1939 erreicht hatte, und die zwar mit erheblichem Kriegsrisiko, aber dennoch unblutig erpreßten Einfluß-und Gebietserweiterungen wie die militärische Rheinlandbesetzung im März 1936, die Eingliederung Österreichs im März 1938, die Sudetenland-und die Tschechoslowakei-Annektio-nen im Oktober 1938 bzw. im März 1939 haben Hitler zu immer gewagteren Expansionsplänen getrieben. In dem Abkommen mit Stalin vom August 1939 über die Teilung Polens sah eroffenbargenügend Sicherheit dafür, daß Großbritannien und Frankreich nicht zu ihrer Garantie-Erklärung für Polen stehen würden. Zwei Tage nach dem Überfall auf Polen war indes mit der Kriegserklärung Englands und Frankreichs sein politisch-strategisches Konzept bereits ad absurdum geführt. Aus einem angeblich kalkulierbaren Risiko war der sichere Beginn des Zweiten Weltkrieges geworden.
Die Erfolge der Blitzkriegstrategie, an denen die Luftwaffe unbestritten maßgeblich beteiligt war, haben dann zu einer derartigen Überheblichkeit der obersten Führung geführt, daß man annahm, mit England könne ein Kompromiß ausgehandelt und die USA könnten aus dem Krieg herausgehalten werden. All diese Vabanque-Spe-kulationen sind nicht aufgegangen. Anstelle einer sicherlich weniger risikoreichen, aber mehr defensiven Luftrüstung mußten wir auf Kosten der letzteren eine starke Luftangriffswaffe aufbauen. Zwangsläufig mußten sich die Grenzen dieser ganz jungen Luftwaffe in der nicht eingeplanten, oberflächlich vorbereiteten und miserabel geführten Luftschlacht um England vor aller Welt präsentieren. Die Invasion Englands, der „Seelöwe", war überdies von Hitler nie ernsthaft konzipiert.
Wenn auch Göring den Krieg nicht gewollt hat, so hat er doch als treuester
Gefolgsmann seines Führers im Verlauf des Krieges - basierend auf Fehl-' beurteilungen der Lage und überheblicher Überschätzung der eigenen Kräfte und Möglichkeiten-schicksalsschwere Fehlentschlüsse zu verantworten. Schwerwiegende strategische Fehler müssen ihm angelastet werden:
- Mit dem massierten, militärisch nicht mehr zu rechtfertigenden Angriff auf Warschau sollten die westlichen Mächte vor der Luftwaffe abgeschreckt werden.
- Als Hitler 1940 den Befehl zum Abbruch der restlosen Einschließung von Dünkirchen gab, tönte Göring: „Das werde ich mit meiner Luftwaffe machen. Die britische Armee ist als vernichtet zu betrachten."
- Der Verlust der Luftschlacht um England.
- Unzureichende Luftversorgung von Rommels Afrika-Korps und der 6. in Stalingrad eingeschlossenen Armee.
- Kontinuierliche Unterschätzung der materiellen, technischen und moralischen Kapazitäten der Amerikaner, Engländer und der Russen.
- Zu keiner Zeit bis zum totalen Zusammenbruch eine eindeutige Schwerpunktbildung in der Luftverteidigung.
- Zustimmung, den ersten, allen alliierten Flugzeugen weit überlegenen Düsenjäger als Blitzbomber ohne jede Aussicht auf Erfolg einzusetzen.
- Die strategisch fast wirkungslose Operation „Bodenplatte", der verlustreiche Massenangriff auf alliierte Flugplätze in Holland, Belgien und Nordfrankreich am Neujahrsmorgen 1945.
- Zustimmung zu desperaten Rammeinsätzen gegen USAAF-Bomber-Formationen.
Diese Aufzählung kann nur Beispiele nennen. Das Versagen lag aber nach Auffassung der obersten Führung immer nur bei der Truppe, bei den Besatzungen, bei den „feige gewordenen Jagdfliegern" der überforderten Luftwaffe. Als in derzweiten Hälfte des Jahres 1944 endlich zahlen-, aber nicht mehr leistungsmäßig ausreichende Jagdflugzeuge gefertigt wurden, zwang uns die tödliche Treibstoff-Verknappung, junge Jagdflieger mit 50 -60 Gesamt-Flugstunden in den Einsatz zu bringen. Das war nicht mehrzu verantworten.
Nicht die Luftwaffe und nicht die Jagdflieger, nein, ihre oberste Führung hat total versagt!
Adolf Galland Generalleutnant a. D.
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